<p><p>Was hat uns nun bewogen, die fast 200 km ins Schwäbische auf uns zu nehmen? LaBrassBanda, Jan Delay oder gar Dieter Thomas Kuhn (*hüstel*) locken nun wirklich keinen Metalhead in dieses Zelt. </p>
<p>Zum Glück waren am Sonntag Abend aber <strong>Dream Theater</strong> im Rahmen ihrer _“Distance Over Time“-Tour_zu Gast. Die Herren aus New York haben ja zu Beginn des Jahres das gleichnamige Album abgeliefert, das endlich wieder etwas kerniger daherkommt und damit an alte Größe anknüpft und zudem einige Songs enthält, die unbedingt life erlebt werden wollen.</p>
<p>Wir fahren zeitig los und kommen am späten Mittag in Winterbach an. Der Biergarten um das Zelt hat bereits geöffnet und eine Coverband spielt. Es ist sehr sonnig und das Publikum, in erster Linie noch Menschen aus dem Ort, Familien, Omas und Opas, sammeln sich unter den Sonnenschirmen, trinken Limo oder Bier und essen eine Kleinigkeit von den vielseitigen Essensständen, die für jeden Geschmack etwas anbieten. Schwarze T-Shirts? Noch sehr überschaubar… Wir setzen uns zu netten älteren Damen und Herren (auch in den Schatten) und testen das erste Bier. Immerhin ist noch ein (!) weiterer Kuttenträger anwesend.</p>
<p>Aber es ist ja erst 14:30 Uhr und Einlass ist um Sieben. Genug Zeit also. Wir sichten ein Pärchen, beide komplett in schwarz, das sich suchend nach einem Platz umsieht. Wir haben noch zwei Schattenplätze frei, winken, und sie setzen sich zu uns. Es fängt an, lustig zu werden. So langsam wird unser Tisch zum Anker für alle neu ankommenden Metalheads und wir haben tolle Gespräche und mächtig Spaß (Grüße gehen hiermit an Brigitte, Gerald, Sam und Olli). Das Bier ist günstig und schmeckt. Da es schnell warm wird, muss es auch schnell getrunken werden. Die Zeit vergeht jedenfalls wie im Flug und bald ist Einlass.</p>
<p>Als Support stehen <strong><ahref="https://ghostiris.bandcamp.com">Ghost Iris</a></strong> auf dem Plan. Gut zugänglicher Metalcore aus Dänemark. Die Jungs promoten ihr neues Album <em>“Apple Of Discord“</em> und heizen ganz gut ein. Mit viel Energie und Humor spielen sie einen klasse Support, trotz schwierigem Publikum, das neben den Metalheads aus arroganten Prognasen (mit Rush T-Shirt, die zwar in der ersten Reihe stehen, der Band aber demonstrativ den Rücken zukehren), Dauerfilmenden „Mein Erstes Konzert“-Besuchern und vielen „Normalos“ aus dem Ort besteht. </p>
<p><imgalt="Ghost Iris: Metalcore aus Dänemark"src="static/img/zeltspektakel2019ghostiris.jpg#illustration"title="Ghost Iris"/></p>
<p>Ghost Iris nehmen’s mit Humor: „Thank you for not running in a circle pit. Thank you for not doing Wall of Death.“ und belohnen diejenigen, die gut abgehen mit Gratis-Shirts, die sie sehr zielgenau ins Publikum werfen.</p>
<p>In der Umbaupause läuft elektronische Musik, ich höre immer wieder Remixe alter Kraftwerk-Songs aus den 80ern heraus. Seltsam - passt aber irgendwie ganz gut zum Cover der <em>Distance Over Time</em>-LP. Dort ist eine blankpolierte, Kunststoff-Roboterhand abgebildet, die einen menschlichen Schädel hält.</p>
<p>Dream Theater spielen wir immer technisch auf höchstem Niveau, Petrucci und Mangini grinsen um die Wette, Myung - versteckt hinter einem Vorhang aus Haaren - scheint mit seinem Bass verwachsen zu sein und Rudess kreiselt an seinem beweglichen Keyboardständer und spielt mal links, mal rechts, mal schräg. </p>
<p>Eröffnet wird mit <em>“Untethered Angel“</em>, danach <em>“A Nightmare to Remember“_und </em>“Fall Into The Light“<em>. James LaBrie lobt in einer Ansage die deutschen Fans, betont wie gerne DT nach Deutschland kommen und bewirbt gleichzeitig die für 2020 geplante Tour.
Weitere Highlights des Abends sind vom neuen Album</em>“Barstool Warrior“<em> und </em>“Pale Blue Dot“<em> sowie das geniale </em>“Dance Of Eternity“<em> vom </em>„Metropolis Pt. II, Scenes from a Memory“<em>-Album.
Ich hätte mich auch über </em>“Paralyzed”_ gefreut, das keinen Platz in der Setlist mehr gefunden hat. Dennoch – insgesamt ein tolles Set, das nach 90 Minuten leider viel zu schnell vorbei ist. </p>
<p>Im Nachgang kommen wir noch mit Leuten vom Verein ins Gespräch und erfahren, dass leider nur ca. 2200 Tickets (von 4000 möglichen) verkauft wurden und Dream Theater zudem noch die teuerste Band des diesjährigen Billings war. Bleibt nur zu hoffen, dass damit das Experiment einer „Heavy-Nummer“ beim Zeltspektakel nicht schon wieder gestorben ist. </p>
<p>Ich bin begeistert davon, was in Winterbach auf die Beine gestellt wird. Der Verein veranstaltet das Zeltspektakel nun seit 1995 im Zweijahrestakt. Dann findet eine Woche lang jeden Abend ein Konzert statt. Die ehrenamtlichen Helfer an den Kassen, Getränkeständen, Ordner, Stagehands, Catering, etc. nehmen sich für Aufbau, Durchführung, Abbau Urlaub und arbeiten in ihrer Freizeit, damit wir Spass haben können. Daher nochmal ein riesengroßes Dankeschön an die Veranstalter und alle Helfer!</p>